Behandlung der Arthrose |
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Wenn Sie diese Seite lesen, ist es sehr wahrscheinlich, dass bei Ihnen ein Knorpelschaden oder eine beginnende Arthrose festgestellt wurde. Da je nach Ort und Ausprägung der Schädigung unterschiedliche Vorgehensweisen im Umgang mit der Erkankung in Frage kommen, möchten wir Ihnen hiermit einen kleinen Leitfaden an die Hand geben, der allerdings die persönliche Beratung und Therapieplanung durch den Arzt nicht ersetzen soll und kann.
Je nach Ort und Ausprägung der Schädigung empfehlen wir unterschiedliche Behandlungsmethoden. Damit Sie besser verstehen können, wie Sie Ihre Erkankung einzuschätzen haben und welche Behandlungsmethoden am erfolgversprechendsten sind, ist es hilfreich, wenn Sie sich die Abschnitte über Arthrose Einteilung und Arthrose Krankheitsbild durchlesen.
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Ihre Diagnose
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Zunächst ist zwischen abnutzungsbedingten und verletzungsbedingten Gelenkerkrankungen zu unterscheiden.
Die abnutzungsbedingten Erkankungen werden meist unter dem Oberbegriff der Arthrose, also der verschleißbedingten Gelenkabnutzung zusammengefasst, und gerne in beginnend, mittelgradig oder fortgeschritten eingeteilt. Genaueres zur Arthrose und die Stadieneinteilung finden Sie hier
Daneben bestehen - als eigenes Krankheitsbild - alle nicht-abnutzungsbedingten Gelenkerkrankungen. Oft lautet die Diagnose 'Knorpelschaden' (oder Chondromalazie) mit der Gradeinteilung von 0 bis 4. Die genaue Einteilung und Klassifikation finden Sie hier.
Neben der Ursache und dem Schweregrad Ihrer Erkankung, spielen der Ort der Schädigung und das angestrebte (sportliche oder berufliche) Ziel entscheidende Rollen. Eine tiefgreifende Beschädigung des Gelenkknopels in einem nicht belasteten Bereich, beispielsweise des Knies, erfordert eine andere oder vielleicht sogar gar keine spezielle Therapie, während eine oberflächliche Schädigung des Knorpels in einem stark belasteten Bereich möglicherweise ein operatives Vorgehen erfordert. Darüberhinaus muss auch berücksichtigt werden, ob durch die Behandlung ein beschwerdefreies Leben im Alltag oder maximale sportliche Belastung erreicht werden soll.
Bei der Einteilung der denkbaren Behandlungsmöglichkeiten unterscheidet man sinnvollerweise zunächst die operativen von den nicht-operativen.
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Nicht operative Arthrosetherapie
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Gelenkinjektionen
Bei einer Gelenkinjektion wird eine knorpelschützende Substanz in das betroffene Gelenk gespritzt. Dies geschieht mittels einer feinen Kanüle, so dass der Vorgang in den meisten Fällen annähernd schmerzfrei ist. Die Art und Zusammensetzung des eingespritzten Stoffes obliegt der Entscheidung und Erfahrung des Arztes, beinhaltet jedoch in aller Regel eine hochvisköse (also sehr zähflüssige) Flüssigkeit, die die Gelenkoberflächen benetzt und - ebenso wie ein hochwertiges Motoröl - in der Lage ist die Reibung im Gelenk herabzusetzen und damit Schwellungen und Entzündungen zu verbessern.
Grob gesagt gibt es drei Anwendungsgebiete für diese Art der Injektionstherapie:
Erstens bei Gelenken, die von der Oberflächenbeschaffenheit eigentlich sehr gut sind (keine starken Veränderungen), die lediglich unter einer akuten, beispielsweise verletzungs- oder überlastungsbedingten Entzündung oder Reizung leiden.
Zweitens bei Gelenken, die so stark verändert (abgenutzt) sind, dass diese Form der Therapie die einzige Alternative zum Gelenkersatz darstellt, bei denen jedoch immer nur eine vorübergehende Reizung vorliegt, die so wieder beruhigt werden kann.
Drittens bei Patienten, deren Gelenke Beschädigungen haben, die zwar grundsätzlich einer heilenden Therapie (beispielsweise einer Gelenkspiegelung mit Knorpeleingriff) zugeführt werden könnten, die jedoch aus bestimmten Gründen nicht operiert werden können (Alter, Nebenerkrankungen...) oder einer Operation ablehnend gegenüberstehen.
Physiotherapie
Die Bewegungstherapie ist einer der wichtigsten Pfeiler der gelenkerhaltenden Arthrosetherapie. Durch die Behandlungen kann die Beweglichkeit erhalten werden, was nicht nur dem betroffenen Gelenk nützt, sondern auch fortgeleitete Überlastungsphänomene anderer Gelenke vermeidet und durch den Erhalt der Mobilität und idealerweise der Belastbarkeit des Patienten die krankheitslindernde soziale Integrität des Patienten wahrt.
Gerätetraining
Ebenso wie die Physiotherapie - also die Behandlung - ist auch das Gerätetraining (medizinisches Gerätetraining, Krankengymnastik) ein wichtiger Pfeiler der Therapie, da nur ein stabiles Gelenk dauerhaft von vermehrter Abnutzung beschützt werden kann. |
Operative Arthrosetherapie
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Knorpelersatz
Tatsächlich ist mittlerweile eine Knorpelersatztherapie möglich. Dabei können verschiedene Techniken zur Anwendung kommen:
ACT (= autologe Chondrozyten Transplantation): Das Verfahren ist hochspezialisiert. Dabei werden dem Patienten im Rahmen einer Gelenkspiegelung körpereigene Knorpelzellen (Chrondrozyten) entnommen und diese in einem spezialisierten Labor gezüchtet und vervielfältigt. Dadurch gelingt es, aus wenigen entnommenen Zellen, viele Zellen zu generieren, die auch größere Knorpeldefekte bedecken können. Zur eigentlichen Transplantation der Knorpelzellen ist eine zweite Operation notwendig. Das Verfahren ist nicht für alle Schädigungsorte und kaum für große zusammenhängende Knorpelareale geeignet.
OATS (= Osteochondrales Autologes Transfer System): Hierbei wird in einem einzeitigen Eingriff (also nur 1 Operation) ein oder mehrere (Mosaikplastik) Knorpel-Knochen Zylinder an einer wenig belasteten Stelle möglichst des gleichen Gelenkes (im Kniegelenk beispielsweise der Intercondylarraum) entnommen und dieser Zapfen nach entsprechender Vorbereitung der Empfängerstelle an die Schadstelle aufgepfropft. Hierdurch wird sehr schnell ein voll belastbarer Knorpel geschaffen. Die Methode ist stark limitiert durch die Probleme, die an der Entnahmestelle entstehen.
Knorpelglättung / Gelenktoilette / Debridement
Der kleinstmögliche Eingriff im Sinne einer orthopädisch-chirurgischen Arthrosetherapie ist eine Arthroskopie, also eine Gelenkspiegelung. Der Begriff Gelenktoilette wird heute seltener gebraucht, beschreibt aber ganz gut, was der Sinn der Operation ist: Dabei werden alle Überstände und Rauhigkeiten, die sich im Laufe der Benutzung an Knorpel, Meniskus, Kapsel und Bändern gebildet haben, entfernt, abgerundet und abgeschliffen. Dieser Eingriff ist im Grunde an beiden Enden des Arthrosespektrums sinnvoll, nämlich in Fällen, in denen die Abnutzung noch nicht sehr weit fortgeschritten ist. Hier können leichte Oberflächenveränderungen wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Und am anderen Ende des Spektrums, bei dem es schon zu weit fortgeschrittenen Veränderungen gekommen ist, ein Gelenkersatz jedoch aus verschiedenen Gründen noch nicht sinnvoll erscheint oder unerwünscht ist.
Mikrofrakturierung
Bei einer Mikrofrakturierung werden beschädigte Oberflächen des Gelenks, die nicht mehr von Knorpel bedeckt sind, durch das Durchstoßen der Knochenwand und das Freilegen der darunterliegenden Knochenmarks zur Blutung angeregt. Aus dieser Blutung kann sich im Laufe der Zeit durch eine Neuprogrammierung der Stammzellen aus dem Knochenmark ein hochwiderstandfähiger Ersatzknorpel bilden. Idealerweise wird diese Therapie eingesetzt, wenn der Knorpelschaden noch nicht allzu großflächig ist. Wie die Ausdehnung des Schadens zu bewerten ist, hängt dabei jedoch ganz vom Ort der Schädigung ab. Nach einer Mikrofrakturierung ist meist eine mehrwöchige Entlastungsphase notwendig, um den wachsenden Knorpel nicht zu beschädigen.
Bioprothese / Abrasionsarthroplastik
Bei großen Schädigungszonen, gibt es die Option einer ausgedehnten Auffräsung und Anbohrung der beschädigten Bezirke. Dieses Verfahren, das auch als Bioprothese bezeichnet wird, bietet sich in Situationen an, wo eine Gelenkersatztherapie nicht möglich (Alter, Krankheit...) oder nicht erwünscht ist, oder wo ein Erhalt des eigenen Gelenkes unbedingt anzustreben ist (junger Patient). Dabei wird beispielsweise eine komplette Gelenkhälfte oberflächlich abgeschliffen, um ähnlich der Mikrofrakturierung eine Blutung und Aussprossung neuer Knorpelzellen zu erwirken. Häufig ist eine verlängerte Nachbehandlung und Entlastung erforderlich. Darüberhinaus wird dieses Verfahren häufig in Verbindung mit einer Umstellungsoperation angewandt.
Umstellungsoperation / Osteotomie / Beinachskorrektur
Bei einer Umstellungsoperation ist der Therapieansatz die Verlagerung der gewichtstragenden Achse weg von der stärker verschlissenen Gegend, hin zu weniger stark abgenutzten Bereichen. Eine häufig erfolgreiche Operation bei starken Abnutzungserscheinungen ist etwa die Hohe Tibia Osteotomie (HTO) bei der das Schienbein kniegelenknah durchgesägt und aufgeklappt wird. Nach Einsetzen eines Knochenspanes wird eine Verplattung, wie bei einem Schienbeinbruch, durchgeführt und somit die hauptgewichtstragenden Achse verlegt.
Gelenkersatz
Wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind, sollte zum Erhalt der Gelenkfunktion immer ein Gelenkersatz in Betracht gezogen werden. Dabei gilt mittlerweile keineswegs mehr durch die Bank die Maßgabe, einen Gelenkersatz um jeden Preis zu verhindern oder zumindest so lange wie möglich hinauszuzögern. Richtig ist zwar, dass das eigene Gelenk immer das beste ist, jedoch konnte durch die Verbesserung der Materialien in den letzten Jahren eine stetig Verlängerte Haltbarkeit der Prothesen erreicht werden, so dass auch Ersatzoperationen in jüngeren Jahren möglich sind. In jedem Fall gilt es daher sorgfältig abzuwägen, bis zu welchem Grad eine Einschränkung der Gelenkfunktion für den Patienten erträglich und sinnvoll ist. Denn der Patient verliert nicht nur Beweglichkeit und Mobilität, sondern in der Folge auch dauerhaft die körperliche Leistungsfähigkeit. Dabei sollten auch die fehlenden Sozialkontakte beim Wegfallen der mit den Freunden ausgeübten Aktivitäten nicht unterschätzt werden. Zudem kann eine Prothese einmal implantiert zwar gute Schmerzfreiheit und eine bessere Belastbarkeit ermöglichen, jedoch kann die einmal verlorene Funktion (herabgesetzter Bewegungsumfang, Gelenksteife) nur in den seltensten Fällen nach einer Gelenkersatzoperation wieder hergestellt werden.
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Dr. Erich H. Rembeck
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